Distanz: 1m2f (1m1f212y) | Alter: (3yo+) | Untergrund: Gut bis weich
Gibt es wirklich Zweifel daran, wer in diesem Rennen der Favorit ist? Oder wer das Rennen wahrscheinlich gewinnen wird? Wohl eher nicht. Klar, Adayar ist das höchst geratete Pferd, mit dem Baaeed es jemals aufnehmen musste, aber wer sich die Form dann einmal genauer anschaut, kommt schnell zu dem Schluss, dass Adayar vor allem von dem Sieg im Derby 2021 und dem Sieg danach in Goodwood proftiert. Der vierte Platz im Arc war auch eine gute Leistung, der Start in diesem Rennen vor einem Jahr entschuldbar,… aber während Baaeed dieses Jahr alles abgeräumt hat, was Rang und Namen hat, ist Adayar in einem eher unbedeutenden Rennen gestartet und der Sieg da war optisch so beeindruckend wie wenig wert gegen die heutige Konkurrenz.
William Haggas hat seinen Superstar so vorsichtig wie genial platziert in diesem Rennen, hat so ziemlich alle wirkliche Konkurrenz (Sofern es diese gibt) verschreckt und muss nun „nur“ noch dieses Rennen gewinnen, um wie Frankel einen ungeschlagenen Superstar in die Zucht übernehmen zu können, der dann eine wahre Gelddruckmashine (und Legende) wird.
Also, Augen auf für Baaed und seinen letzten Start heute! Genießt es noch einmal, man weiß nie wann noch einmal so ein Pferd wieder vorbei kommt.
Baaeed: Der Sea The Stars Sohn von William Haggas ist DER große Hype im Jahr 2021 und 2022 – ungeschlagen für sieben Rennen in Folge und nachdem er sich die Treppe Stück für Stück hochgekämpft hat und auf Gruppe 1 Niveau angekommen war, schlug er Palace Pier im Oktober im Queen Elizabeth II Stakes und gewann damit sein zweites Gruppe 1 Rennen in Folge – und 2022 machte er genau da weiter, wo er letztes Jahr aufgehört hatte – mit drei weiteren Gruppe 1 Siegen im Lockinge Stakes, dem Queen Anne Stakes und dem Qatar Sussex Stakes!
Er hat beste Chancen das Rennpferd des Jahres 2022 zu werden, wenn er so weiter macht und das hier sieht wie sein nächster Coup aus – es ist aber auf jeden Fall sein letztes Rennen.
Sicher wird er hier wieder als der haushohe Favorit an den Start gehen, und das natürlich zu recht.
Die Karriere von Baaed begann im Juni 2021 in Leicester in einem Klasse 4 Maidenrennen mit einem soliden Sieg auf schnellem Boden, gefolgt von einem dominanten Sieg in Newmarket in einem Klasse 4 Rennen. In dem Rennen war Baeed zwar schon als Favorit aufgelaufen, allerdings hatte wohl niemand mit einem über 7 Längen Sieg gerechnet, der Baeed auch noch relativ leicht gefallen war.
Kein Wunder, dass es für Baeed danach direkt auf Black Type Ebene hoch ging und er im Edmondson Hall Solicitors Sir Henry Cecil Stakes startete – einem Listed Rennen in Newmarket. Man kann es Vorsicht nennen, dass Baaed nicht direkt in einem Gruppenrennen startete, sondern es erst einmal auf Listed Ebene versuchte – aber wenn solch eine Vorsicht existierte, war sie vollkommen ungerechtfertigt.
Baaeed sah während den frühen Stufen des Rennens noch ein wenig unerfahren aus und verpasste den Start ein wenig, ging dann zu energisch an den Start und stemmte sich ein wenig gegen Jim Crowley, der ihn aber dann unter Kontrolle bekam und hinter den Führenden platzierte. Von da aus startete Baaeed auf dem schnellen Boden dann auch seinen Angriff, wobei Jim Crowley kaum mehr als einen Handritt hinlegen musste, um Baeed frei vor das Feld stürmen zu lassen.
Danach ging Baaeed in das Bonhams Thoroughbred Stakes auf Gruppe 3 Ebene in Goodwood Ende Juli welches mit gt bis weichen Untergrund einen anderen Test darstellte, auch wenn klar war, dass Baeed auf dieser Ebene wohl keine wirkliche Konkurrenz finden würde.
So war es dann auch, Baeed machte mit dem Feld relativ kurzen Prozess und rollte die Konkurrenten von hinten auf, wurde 200m vor dem Ziel dann in den Schlussprint geschickt und setzte sich nach Belieben ab – extrem starker Lauf von Baaeed der damit bereit war, die höchste Ebene der Galopprennen anzugehen.
Dafür ging er im September nach Frankreich zum Gruppe 1 Prix du Moulin de Longchamp, wo er – natürlich – wieder als Favorit startete. Dabei waren die Gegner wie Order Of Australia, Snow Lantern oder Victor Ludorum durchaus selbst auf Gruppenebene erfolgreich gewesen, aber Baaeed hatte auch mit diesem Feld am Ende keine Probleme.
Er hielt sich zunächst ungewöhnlich weit vorne im Feld auf und lies sich nicht weit zurückfallen, wie er es zuvor getan hatte, aber das war gegen die angetretene Konkurrenz auch durchaus sinnvoll, denn obwohl Baeeed wieder rechtzeitig 400m vor dem Ziel los ging und seinen Schlusssprint ansetzte. Aber dieses Mal war es wesentlich schwerer sich von den anderen Abzusetzen, denn Order Of Australia blieb auf den letzten Metern noch an ihm dran und Victor Ludorum kam aus dem hinteren Bereich des Feldes ebenfalls nach vorne – aber auf den letzten 100m kickte Baaeed eben doch wieder nach vorne und frei vor das Feld.
Dann kam der Test im Gruppe 1 Queen Elizabeth II Stakes im Oktober gegen den besten Miler der Welt, den Baaeed mit einem knappen Nacken schlagen konnte. Der Sieg gegen Place Pier wiegt viel Baaed hatte sich 200m vor dem Ziel an die Spitze gesetzt und konnte den knappen Vorsprung gegen Palace Pier beständig halten – der Rest des Feldes war chancenlos gegen die beiden Sieger des Rennens.
Dann ging es nach Ascot zum Royal Ascot Festival, wo er am 14.06.2022 im Queen Anne Stakes wieder auf Gruppe 1 Niveau antrat. Das 1609m Rennen war und ist natürlich ein Teil der British Champion Series und damit immer gut besetzt, 2022 machte da keine Ausnahme, trotzdem ging Baaed mit einer Quote von 1.17 an den Start und war damit haushoher Favorit.
Mit seinem Sieg wurde er seiner Favoritenrolle auch gerecht und auch wenn der Vorsprung auf seine Verfolger am Ende etwas knapp war, täuscht das darüber hinweg, wie einfach der Sieg für Baeed war. Baaed psotionierte sich hinter den Führenden, die ein ordentliches Tempo setzten und als sich das Feld 2f vor dem Ziel wieder zusammen fand, lief Baaeed immer noch leicht und locker auf und ging, nachdem Jim Crowley auf ihm Gas gegeben hatte, locker vor das Feld und gewann komfortabel am Ende
Nach dem vierten Gruppe 1 Sieg in Folge ging Baaeed dann in das Qatar Sussex Stakes, wo er sich mit Chindit und Order Of Australia messen musste, am Ende war es für Baaeed aber wieder nur eine Formsache und die Presse überschlug sich danach mit Lob für ihn. Kein Wunder, denn Baaeed rollte das Feld fast gemütlich von hinten auf und gewann vor Modern Games mit knapp unter zwei Längen, hätte aber sicher noch wesentlich mehr herausholen können. Ihm fehlt ein wenig der „Wow“ Faktor, wenn er einmal an der Front ist, dann macht Baaeed nur noch so viel wie sein muss, um das Rennen zu gewinnen, weshalb er nicht wie etwa Frankel meilenweit vor dem Rest des Feldes ins Ziel einläuft.
Was aber nicht heißt, dass Baaeed nicht die Klasse von Frankel besitzt und statt wie Sea The Stars seine Arbeit immer zuverlässig, aber vielleicht ein wenig ohne Glanz und Gloria zu erledigen, legte Baaeed im August im Juddmonte Internation etwas von dem Glanz eines Frankel zeigen: Er gewann das Rennen mit einem starken Lauf vom hinteren Bereich des Feldes aus, von wo er 600m vor dem Ziel bequem und ohne sich wirklich anzustrengen das Feld aufrollte, bis er 200m vor dem Ziel die Führung übernahm und auf und davon war und den hochklassigen Mishriff sechs Längen hinter sich lies.
Dass er den Arc außen vor gelassen hat ist für mich ein Problem. Baaeed ist ein sehr schnelles Pferd, welches vor allem auf schnellem Untergrund in dieser Saison unterwegs war – da ein für ihn relativ langes Rennen auf wahrscheinlich weichem Boden in Frankreich ist so eine Sache – hier wird trotz Regen der Boden schneller und die Distanz etwas kürzer sein – klar in Baaeeds Sinn.
Adayar: Den Frankel Sohn hatte ich vor seinem Sieg im Derby nur bedingt auf dem Schirm – seine Karriere begann recht unauffällig 2020 mit zwei Starts in Maidenrennen bevor er nach der Winterpause im April 2021 in Sandown im Gruppe 3 Bet365 Classic einen zweiten Platz hinter dem Außenseiter Alenquer holte. Dabei hatte Adayar in dem Rennen sein hinteres linkes Hufeisen verloren und war trotzdem nur eine halbe Länge hinter dem Sieger durchs Ziel gelaufen – da konnte man auf den nächsten Start im Derby Trial in Lingfield hoffen – immerhin war dieses Rennen „nur“ auf Listed Ebene und damit deutlich einfacher als das letzte, was auch dafür sorgte, dass Adayar als Favorit starten dürfte – aber wieder nur als Zweiter ins Ziel kam. Er kam langsam aus den Ställen beim Start und musste sich seinen Platz hinter den Führenden hart erkämpfen, konnte aber dem Sieger Third Realm trotzdem nichts entgegen setzen.
Umso überraschender war für mich dann sein dominanter Sieg beim Derby – Der Untergrund war ein bisschen schneller als beim letzten Rennen, aber wieder war der Start von Adayar mehr als seltsam, aber er zog dieses Mal gut an und hatte das Feld 400m vor dem Ziel im Griff, unter einem harten Ritt von Adam Kirby setzte er sich dann zunehmend ab, begann aber zu wandern und verschenkte vielleicht ein bisschen Kraft – nicht, dass er noch viel nötig gehabt hätte bei diesem Schlusssprint. Seine engsten Verfolger hatten allerdings alle Probleme beim Rennen, Hurricane Lane verlor ein Hufeisen, Mojo Star bekam einen Tritt gegen das Bein und Mac Swiney verschlief den Start.
Adayar ging dann in das Duell mit den hoch gehandelten Mishriff und Love im Gruppe 1 King George VI And Queen Elizabeth Qipco Stakes, wo er seinen Sie aus dem Derby untermauern sollte.. Favoritin Love floppte nachdem sie auf der Ziellinie wenig Raum (trotz des kleinen Feldes) fand und schien danach mit dem Rennen fertig zu sein, während Adayar gleich an die Spitze des Feldes zog und die Führenden unter Druck setzte, 400m vor dem Ziel ging er dann in Führung, 200m vor dem Ziel war er an der Spitze des kleinen Feldes und brachte trotz eingeleitetem Angriff von Mishriff und Love stetig mehr Distanz zwischen sich und die Konkurrenz.
Adayar hatte einen Lauf, umso seltsamer fand ich die Entscheidung, bis zum Arc mit einem weiteren Start zu warten, auf der anderen Seite waren dem Dreijährigen im Arc 2021 durchaus gute Chancen ausgerechnet worden – und trotz des schweren Boden und der langen Distanz lief Adayar ein hervorragendes Rennen und kam als Vierter ins Ziel – und er hatte durchaus Chancen auf den Sieg! Adayar war wieder prominent platziert gelaufen und hatte sich nach 4 Furlong an die Spitze des Feldes gesetzt, von wo er dann 400m vor dem Ziel in den Schlusssprint überging, aber auf dem schweren Untergrund auf den letzten Metern dann nicht mehr die nötige Kraft hatte, um den Angriff der Anderen noch abzuhalten. Ein vierter Platz war trotzdem Respektabel und mit 250.000 Pfund hoch dotiert, und Charlie Appelby versuchte mit Adayar noch im selben Monat im Gruppe 1 King George VI And Queen Elizabeth Qipco Stakes 2021 weiteres Preisgeld einzusammeln, musste aber mit einem fünften Platz und wesentlich weniger Moneten Vorlieb nehmen – es war klar, dass Adayar nicht genug Erholung zwischen den anstrengenden Rennen hatte, so wie er seinen klaren Vorsprung bereits 400m vor dem Ziel einbüßte und nach hinten durchgereicht wurde.
2022 kam er nach 327 Tagen Pause zurück und feierte in Doncaster im Hilton Garden Inn Doncaster Conditions Stakes einen lockeren Sieg, der allerdings denkbar wenig Aussagekraft hat. Ich wäre geschockt, wenn er hier Baaeed schlagen könnte, sein Rating rührt noch von den Siegen im Derby und dem Queen Elisabeth II Stakes her, von seiner Herbstkampagne 2021 war ich eher weniger begeistert.
Genauso wenig begeistert bin ich von der Leistung von Bay Bridge im Coral Eclipse mit dem vierte Platz hinter Vadeni – ja er hatte Platzprobleme 200m vor dem Ziel, aber war danach auch klar geschlagen und dass er als Favorit im Prince Of Wales Stakes zuvor geschlagen wurde ist auch nicht gerade schmeichelhaft